Foto des Buchs "Un Souvenir de Solferino" von Henry DunantJörg F. Müller / DRK

Die Geschichte des Roten Kreuzes

Die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes ist mehr als 150 Jahre alt. So wurde 1863 in Baden-Württemberg die erste Rotkreuzgesellschaft der Welt gegründet. Die Idee, Menschen allein nach dem Maß der Not zu helfen, ohne auf Hautfarbe, Religion oder Nationalität zu achten, geht auf den Schweizer Henry Dunant zurück.
Foto: Portrait von Henry Dunant - Gründer des Roten KreuzesBoissonnas / DRK GS
Portrait von Henry Dunant, Begründer der Internationalen Rotkreuzbewegung und Nobelpreisträger, um 1864

Die Geburt des Roten Kreuzes: Henry Dunants Erfahrung in Solferino

Henry Dunant, ein Geschäftsmann, der 1859 in Italien unterwegs war, geriet zufällig in die Folgen der Schlacht von Solferino, einem entscheidenden Gefecht im Sardinischen Krieg zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Piemont-Sardinien sowie Frankreich. Dort erlebte der 31-Jährige ein schreckliches Bild: verwundete Soldaten lagen dicht an dicht entlang der Straßen, auf Plätzen und in Kirchen. Dunant sah das Grauen des größten Waffengangs seiner Zeit in seiner ganzen Brutalität.

 

Eine Veränderung durch Mitgefühl

Dunant vergaß seine ursprüngliche Mission als Geschäftsmann und kümmerte sich stattdessen um die Verwundeten und Sterbenden. Er wusch schmutzige Wunden aus, verteilte Lebensmittel und Wasser und sprach den Verletzten Mut zu. Aufgrund des Mangels an professioneller Hilfe forderte Dunant die Einheimischen auf, mitzuhelfen. Frauen, Kinder und Männer halfen, ungeachtet der Nationalität, jedem Verletzten.

Der Ursprung des Roten Kreuzes

Dunant setzte sich dafür ein, dass auch österreichische Ärzte, die von den Franzosen gefangen gehalten wurden, am Hilfseinsatz teilnehmen durften. Er suchte den französischen Herrscher auf, der diesem Vorhaben zustimmte. Gemeinsam mit den österreichischen Ärzten praktizierte Dunant den Grundsatz, alle verwundeten Soldaten neutral und gleich zu behandeln – ein Vorläufer des späteren Roten Kreuzes.

Diese Erfahrung in Solferino inspirierte Henry Dunant dazu, die Gründung des Roten Kreuzes voranzutreiben, das sich bis heute der humanitären Hilfe in Konfliktsituationen widmet.

Dunants Vision und Buch "Eine Erinnerung an Solferino"

Foto des Buchs "Un Souvenir de Solferino" von Henry DunantJörg F. Müller / DRK

Henry Dunant verarbeitete seine Erinnerungen an die Erlebnisse in Italien in seinem Buch „Un souvenir de Solferino“ (Eine Erinnerung an Solferino). Noch heute gilt es als literarisches Meisterstück, mit dem er die damalige Gesellschaft in Europa aufrüttelte.

In seinem Buch schildert Dunant zunächst die politischen Zusammenhänge und informiert detailliert über das Militär und Kriegsstrategien. Danach beschreibt er in einem dramatischen Epos den Ablauf der Schlacht und das Gemetzel auf den Schlachtfeldern. Es fällt kein Wort über den Triumph der Siegermächte. Dunant beschreibt stattdessen, wie primitiv und brutal die Verwundetentransporte durchgeführt wurden oder wie prekär die Zustände in den Lazaretten waren. Die letzten Seiten widmete Dunant seiner Vision: 

„Wäre es nicht möglich, in Friedenszeiten eine freiwillige Organisation zu gründen, deren Zweck es sein müsste, die Verwundeten in Kriegszeiten durch begeisterte und aufopfernde Freiwillige, die für ein solches Werk besonders geeignet sind, pflegen zu lassen?“ 

Er schloss sein Buch mit dem Appell, Hilfsgesellschaften für Verwundete in verschiedenen Ländern Europas zu gründen.

Dunant ließ auf eigene Rechnung 1.600 Exemplare seines Buches drucken, die er mit persönlicher Widmung an Fürsten, Generäle und Regierungen in Europa verschickte. Das Echo war gewaltig. Eine zweite Auflage erschien schon vier Monate nach der ersten und wurde zum Bestseller, der Verfasser berühmt wie ein Star.

Die Idee wird Wirklichkeit

Artikel in der Deutschen Illustrierten Zeitung

Einer der Ersten, die Dunant gratulierten, war der Genfer Gustave Moynier, ein brillanter Jurist und erprobter Organisator. Er war Präsident der privaten Gemeinnützigen Gesellschaft Genfs und konnte Dunant für ein Referat vor zwanzig angesehenen Bürgern der Stadt gewinnen, unter ihnen General Guillaume-Henri Dufour.

Die Versammlung beauftragte fünf Anwesende, einen Plan zu erstellen, wie Dunants Idee, „kriegsführende Armeen durch Korps freiwilliger Krankenpfleger zu unterstützen“ in die Tat umgesetzt werden konnte. Das Fünfergremium mit der Bezeichnung „Ständiges Internationales Komitee“ – dem späteren Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) – setzte sich zusammen aus General Henri Dufour als Präsident, Gustave Moynier als Vizepräsident, Dunant als Sekretär und den zwei Ärzten Louis Appia, einem Spezialist in Chirurgie, und Théodore Maunoir, einem Mediziner mit internationaler Erfahrung.

Für seine Verdienste erhielt Henry Dunant 1901 gemeinsam mit Frédéric Passy den Friedensnobelpreis.

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Wir setzen uns für das Leben, die Gesundheit, das Wohlergehen, den Schutz, das friedliche Zusammenleben und die Würde aller Menschen ein.

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